Der Einzug eines Familienmitglieds ins Hospiz

Das Hospiz – Ein Ort,der mit so viel Wärme umgeben ist,dass es fast beängstigend ist.Macht das Sinn?Ich weiß es nicht.Mir war diese Form der Einrichtung bis vor 3 Monaten zwar ein Begriff,aber ich habe mich mit den Inhalten und Gegebenheiten nie ernsthaft oder gar ausführlich beschäftigt.

Wer macht das auch schon?Ist der Prozess des Sterbens und der Tod doch ein Thema,das immernoch tabuisiert und möglichst im Alltag verdrängt wird.Und davon nehme ich mich nicht aus.Selbst heute kann ich bestimmte Gedanken noch nicht richtig greifen.Manchmal denke ich,ich stehe neben mir und beobachte ein Leben,das nicht meins ist.Und daher bin ich so dankbar,dass es diesen Ort gibt.Der uns nicht erst seit dem heutigen Tage unterstützt,stärkt und Hoffnung gibt,dass wir den für uns richtigen Weg gehen.Und daher möchte ich auch hier darüber sprechen – Bewußtsein schaffen und vielleicht auch den ein oder anderen Gedanken anregen – durch meine Reise der nächsten Zeit.

Konkret handelt es sich in unserem Fall um das Hamburg Leuchtfeuer.bildschirmfoto-2016-12-15-um-07-14-42

Als die Diagnose deutlich wurde,haben wir uns sehr rasch überlegt,was notwendige nächste Schritte sein werden.Unser familiärer Bezug zum Stadtteil und die positiven Meinungen und Erfahrungen im persönlichen Umfeld ließen uns direkt an dieses Hospiz denken.Der erste Besuch und das Orientierungsgespräch hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck.Ein Ort der Ruhe,Wärme und Geborgenheit.Weit ab von dem kalten Krankenhausgefühl,welches mich die letzten Wochen prägte und die Besuche meiner Mutter immer von einer innerlichen Spannung begleitete.Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch völlig offen,ob es eine Möglichkeit der Aufnahme gibt.Die Plätze sind sehr begrenzt und sehr begehrt.Umso erleichterter waren wir,als es ca. 5 Wochen später hieß – es besteht die Möglichkeit der Aufnahme.Natürlich ist im bürokratischen Deutschland nichts einfach,daher kämpfen wir selbst jetzt noch mit der zuständigen Krankenkasse.Wieso sollte in dieser Lebensphase auch etwas einfach sein?

Viel wichtiger ist aber,dass der Einzug endlich stattgefunden hat.Was erwarte ich davon?Einen Ort,an dem wir als Familie Ruhe finden.Ein Ort,an dem ich meine Mutter umsorgt weiß.Ein Ort, der von Liebe und Geborgenheit geprägt ist.Ich wünsche mir Zeit,um Offenheit für diese entscheidende Phase zu gewinnen.Ein Gefühl,dass mir in den letzten 8 Wochen komplett abhanden gekommen ist.Ich funktioniere,meine Familie funktioniert,aber für die wesentlichen Gedanken bleibt kaum Zeit.

Bevor ich mich mit all diesen Dingen und Gefühlen konfrontiert sah,lebte ich in der illusorischen Vorstellung,dass ein Abschiedsprozess geprägt sein würde von elementaren Dingen – Gefühl,Erinnerung,Werte – Liebe.ABER NEIN.Die rosa Wolke existiert nicht – jedenfalls bisher nicht.Die letzten Wochen waren geprägt von Nebensächlichkeiten,Alltagsproblemen und Steinen,die man insbesondere jetzt nicht gebrauchen kann.Es wirkt fast so,als ob sich alle Beteiligte absichtlich in dieser Welt drehen,um die grausame Realität auszublenden.Und ja,womöglich wird meine Hoffnung,dass sich dies zumindest in Teilen im Hospiz ändert,unerfüllt bleiben.

Aber vielleicht auch nicht.

 

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